ctp 4.0 tryin’ africa – as an unfinished play

Pfirsichbaum
Pfirsichbaum
Quelle: Tony Rodd

Am Ende des Jahres 2013 machte ein französisch-kamerunisches Team eine Entdeckung. Ein in westlichen Laboren entwickelter schmerzlindernder Wirkstoff existiert bereits in der Natur, und zwar in den Wurzeln eines Baumes, des afrikanischen Pfirsichs – das Schmerzmittel Tramadol. Die Völker im Norden Kameruns kennen diese Medizin seit jeher.

In einer Reihe des Fernsehsenders Arte wird erzählt, wie die Heiler Kameruns die Heilpflanze anwenden.

club tipping point beschäftigt sich im Jahr 2016 ebenfalls mit Afrika und der Medizin – genauer: mit dem Umgang mit psychischer Krankheit -also der Psychiatrie – in Ostafrika im Rahmen des Problems interkultureller Psychiatrie.

Im Projekt ctp 4.0 tryin’ africa – as an unfinished play sollen Hintergründe und Implikationen beleuchtet werden, die westliches Helfen im Bereich Medizin und Psychiatrie mit sich bringen. Zurückgegriffen wird bei dem Projekt auf gegenwärtige Bestrebungen, in Tansania/Ostafrika ein System flächendeckender psychiatrischer Versorgung einzurichten. Westliche Ärzte und Organsiationen mit entsprechendem Know How bilden medical officers und nurses aus. Die Errichtung weiterer psychiatrischer Kliniken – soweit sie nicht schon seit der kolonialen Vergangenheit existieren und von Deutschland aus betrieben werden – wird folgen. Die Therapie mit Medikamenten soll ausgeweitet werden – die Pharmaindustrie am Rhein rechnet schon.  Ein Narr, wer Böses dabei denkt …

Wie ist aber die traditionelle Umgangsweise der Stämme und Heiler mit psychiatrischen Erkrankungen? Was gibt es für spezifische Erfahrungen? Welche Heilmittel wenden sie an? Was kann der Westen lernen – wenn  er denn will?

ctp will mit einem  Team von tansanischen und deutschen Schauspielern und Autoren durch das Land reisen – mit medical officers in psychiatrischen Krankenhäusern zusammentreffen, mit traditionellen Heilern auf dem Lande und mit Kranken und deren Familien. In einem Theaterstück sollen die Ergebnisse der Recherche mit westlichen Auffassungen konfrontiert und afrikanischem und europäischem Publikum präsentiert werden.

Wir erhoffen uns bei den Vorstellungen in Bagamoyo/Tansania, in Berlin/Deutschland und anderen Spielorten ein engagiertes Publikum. Wir möchten ein  kritisches Bewußtsein anregen für die wirtschaftlichen Interessen hinter dem westlichen „Helfen“ in Afrika – wir möchten hinweisen auf die realen und mentalen postkolonialen Verstrickungen in unserer Sicht auf Afrika. Schließlich wünschen wir uns ein entstehendes Bewußtsein für den immer notwendigen und notwendiger werdenden Respekt in der Begegnung miteinander.