ctp Y.1 Ukraine-Krieg

Von und mit Maryna Demb und Mykhailo und Valeriia
Eine Produktion von ctp, Berlin
Christoph M. Gosepath und Markus Stein 
(Mitarbeit Lisa Eichhorn)

Krieg

Musik heilt Wunden und flickt Abgründe zusammen. Aber niemand kann wiederauferstehen.
Krieg ist nicht wie Poesie.
Krieg ist wie ein Geräusch, das einen zu einem Punkt schrumpfen lässt.
Der Krieg hat alle Organe ausgefüllt und den Lebenswillen gestoppt.
Raus aus meinem Körper.
Verschwinde aus meinem Leben. Ich bin stärker als du. Mein Herz ist stärker als deines. Auch wenn Du selbst kein Herz hast.
Du besitzt nichts außer die Befehle Deines Vorgesetzen.
Weg! Geh zurück zu der Lava, aus der du gemacht bist!
Die Ukraine geht Dich nichts an! Die Ukraine ist ein heiliges Land, in dem die Jungfrau Maria selbst wandelt …
Gesegnete Jungfrau! Unsere liebe Frau! Ich bitte dich, lege einen heiligen Schleier über meinen Krieger.
Beschütze ihn mit der Kuppel unserer Gebete. Schütze ihn vor den Kugeln des Feindes.
Und mache ihn widerstandsfähig gegen das Feuer des Drachens mit einem Schwert des Erzengels in der Hand, mit seinem Schild …
Ich könnte viel für die Ukraine tun, aber ich halte deine Hand, mein Sohn.
Ich könnte ein Netz weben, ein Bild malen. Aber ich halte deine Hand, mein Sohn.
Ich hätte Lebensmittel ausliefern können, ich hätte ihnen den Rücken freihalten können. Ich hätte mich beim Militär melden können.
Ich könnte … Ich könnte … Denn ich fühle mich schuldig, weil ich hilflos bin.
Das hätte ich tun können, aber ich halte deine Hand, mein Sohn.
Oh Gott! Wenn die Menschen wüssten, wie schwer es für diese Welt ist, neue Männer zu gebären, würden sie keine Kriege anfangen!
Ich bin nur eine Frau.
Ich bin nur eine Frau.
Fünf Buchstaben in einem Wort, kann es einfacher sein?
Ich bin zärtlich, ich bin geliebt, ich bin Dein. Ich bin diejenige, die am meisten auf der Welt geliebt wird. Im Schmerz gebe ich Leben.
Mit zusammengebissenen Zähnen lasse ich dich in den Krieg ziehen.
Ich stehe am Fenster und schaue ungläubig
Ich bin einfach nur eine Frau. Und diese Einfachheit kennt kein Ende.

Textkomposition von
Maryna Demb
Lita Akhmetova
Tetyana Valigurska
Sofiia Krymovska

ctp Y.2 Iran-Revolte

Namen, die nicht vergessen werden

Als eine Frau, als eine Mutter sehen Iraner:innen selbst ihr Land. In den vergangenen 43 Jahren hat Mutter Iran sehr unter der Islamischen Republik gelitten. Sie hat viele ihrer Kinder verloren, die ermordet, gefoltert und inhaftiert wurden, während sie für die Freiheit kämpften. Iran hat die Namen ihrer Kinder nicht vergessen – sie hält ihre Namen und Erinnerungen auf ihrem Rock und in ihren Liedern lebendig, während sie in der ganzen Welt tanzt und die Namen lauter denn je singt. Sie ist verletzt und wird unter Druck gesetzt, aber sie wird nicht aufgeben und kämpfen, bis alle ihre Kinder frei sind.

Ein Beitrag der iranischen Künstlerin Karbon Kordani

Hier habe ich die Portraits einiger Menschen gezeichnet, die während ihrer Proteste von der Regierung ermordet oder gefangen genommen wurden. Dazu sind ihre eigenen Stimmen zu hören:

ctp 5.3 Wie wir Krankheit und Stadt erleben

Blicke auf die Stadt werfen werfen Markus Stein (Idee, Kamera und Text) und Christoph M. Gosepath (Konzeption) in einer ersten Staffel von ctp 5.3 „Wie wir Krankheit und Stadt erleben“.
Die einzelnen Folgen thematisieren Normalität, Besonderheiten, Verzerrungen oder Illusionen im subjektiven Blick, die die Bandbreite möglicher Wahrnehmungen deutlich machen. Inwieweit daraus Rückschlüsse auf eine Krankheit des Betrachters zu ziehen sind, darauf möchten wir hier keine Antwort geben! Fragen Sie dazu Ihre Ärztin oder Ihre Apothekerin …

 

 

 

Fortsetzung folgt!

ctp 5.3 ist Teil von ->ctp 5.0 Krankheit und Stadt

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ctp 5.2 Wie wir Krankheit und Stadt hören

Hände Juliáns, die in einem Notizbuch blättern
©Ana Iramain

In ctp 5.2 „Wie wir Krankheit und Stadt hören“ präsentieren wir das webbasierte Projekt „Listening to the City as a Form of Writing“ des Klangkünstlers ->Julián Galay, das er zusammen mit dem Programmierer ->Federico Isasti für ctp entwickelt hat. Es ist eine interaktive Seite, die Besucher der Seite auffordert, ein Video von einem beliebigen Stadtspaziergang mit dem Smartphone zu drehen und das Videomaterial über die Seite hochzuladen. Wenig später wird es wieder auf der Webseite erscheinen – und die mit dem Bildmaterial zugleich aufgenommenen Geräusche werden durch einen von Julián eingefügten Text eingeordnet in ein Nachdenken über den “sound of the city”: ->listeningtothecity

 

Gespräch zwischen Julián Galay und Christoph M. Gosepath zur Entstehung von ctp 5.2 (4.11.22)

 

Julián Galay stehend in einem Park
©Ana Iramain

Christoph: Julián, wie kamst Du auf die Idee zu dem Projekt „Listening to the City as a Form of Writing“?

Julián: Die erste Version der Arbeit wurde von Satellit in Auftrag gegeben, einem Ort, der sozusagen als Satellit des Hauses der Statistik fungiert und einen kritischen Ansatz zu Stadt und Architektur verfolgt. Die Einladung kam von Erik Goengrich und Peter Schmidt, die gerade einen Zyklus von Spaziergänge entwickeln, in denen sie immer vom gleichen Punkt zum anderen führen und bei denen sie verschiedene Gäste aus unterschiedlichen Disziplinen einladen, um ein Thema zu entwickeln und darüber zu sprechen. Sie schlugen mir vor, einen „Soundwalk“ zu machen, was jetzt fast schon ein eigenes Genre ist. Das sind Spaziergänge, die normalerweise in der Stille stattfinden, mit Schwerpunkt auf  … ->weiter

ctp 5.2 ist Teil von ->ctp 5.0 Krankheit und Stadt

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ctp 5.1 KOMM MIR NICHT ZU NAH

Podcast-Titel auf Foto von Weg, der Hügel hinauf führt in offene weiße Fläche

Podcast-Titel auf Foto von Weg, der Hügel hinauf führt in offene weiße Fläche
©canva.com

 

Unter dem Titel „KOMM MIR NICHT ZU NAH – Zur Regelung von Nähe und Distanz in der Stadt, in der wir leben – und in dem Theater, das wir machen“ befragen Robert N. Schmidt und Christoph M. Gosepath in einer Podcast-Reihe Forscher:innen, Städter:innen, Ländler:innen, Künstler:innen und sonstige Erlebende nach ihren Einschätzungen zu diesen Themen.

 

 

Podcast 1: Vorstellung Christoph M. Gosepath & Robert N. Schmidt

Foto: © W. Bergermann  
->ctp 5.1 Podcast 1 – Text
Podcast 2: Interview mit ->Prof. Dr. Stefan Gosepath, Philosoph (FU Berlin) zu Stille und Abgeschiedenheit in der Staatsbibliothek West

Foto: © S. Gosepath 
->ctp 5.1 Podcast 2 – Text

Im 2. Podcast erzählt der Philosoph Stefan Gosepath, warum er für geistige Tätigkeit einen „Ort außerhalb aller Orte“ braucht – und warum dieser Gegenort für ihn im Trubel der Stadt liegen muss. Ein Podcast aus der Staatsbibliothek West zu Berlin über Nähe und Distanz, über Heterotopien und den Architekten Sharoun, über Tunnelblick und Catwalks.

 
Podcast 3 Teil 1 und 2: Interview mit ->Prof. Dr. Talja Blokland, Stadtsoziologin (HU Berlin), zur Frage der Möglichkeit von Vertrauen in der Stadt

Foto: © T.  Blokland
->ctp 5.1 Podcast 3 Teil 1 – Text

Vertrauen ist keine Schuhgröße, erklärt Stadtsoziologin Prof. Dr. Talja Blokland im 3. Podcast. Man hat es nicht einfach, sondern bildet es in Gemeinschaften. Welche können das sein: Freiwillige Feuerwehr, Theater, reelle, digitale? Auf jeden Fall solche, in denen man durcheinander reden kann!

 

Fotos: © C. Gosepath, © T.  Blokland
->ctp 5.1 Podcast 3 Teil 2 – Text

Theater muss nicht im Theater stattfinden, findet Prof. Blokland, aber doch analog. Ihr Fazit aus Social Distancing: „Raus aus dem Haus!“. Cafés und Fußballstadien, vielleicht sogar Einkaufszentren können mehr zum Vertrauen in der Stadt beitragen als virtuelle Räume.

Podcast 4 Teil 1 und 2: Interview mit ->Elke Schilling, Initiatorin von ->Silbernetz e. V., zur Frage von Einsamkeit älterer Menschen in der Stadt
Foto: © G. Welters
->ctp 5.1 Podcast 4 Teil 1 – Text

Wie einsam sind die Generationen 85+? Statistiken sagen dazu wenig, umso mehr die Erfahrungen von Silbernetz e. V., dem ersten sozialen Callcenter in Deutschland. Initiatorin Elke Schilling berichtet, wie Einsamkeit klingen kann, wie Nähe telefonisch gesucht und vermittelt wird.

Fotos: © R. Schmidt, © G. Welters
->ctp 5.1 Podcast 4 Teil 2 – Text

„Ent-Einsamung“ durch Theater und Telefonleitung, das kann bedeuten: Angebote unverbindlicher Nähe,
zusammen Schweigen, mehr Digitalisierung für alte Menschen – und viel mehr Würdigung solcher Angebote, denn „ein Menschenleben zu erhalten, ist auch ein Mehrwert!“ findet E. Schilling.

Alle Folgen können auf allen einschlägigen Podcasting-Plattformen unter diesem Feed abonniert werden: rss-icon. 

ctp 5.1 ist Teil von ->ctp 5.0: Krankheit und Stadt

Fortsetzung folgt!

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ctp 5.0 Krankheit und Stadt

satirische Comiczeichnung mit Stadtleben an Hauswand
© Christoph M. Gosepath

Was es heißt, „krank“ zu sein, ist eine kulturelle Frage, auch wenn „ich fühle mich krank“ zunächst nur das individuelle Leiden einer Person zu meinen scheint.

Wer krank ist, dem widerfährt etwas Allgemeines: die Krankheit. Man kann sie benennen und beschreiben – und man meint zu wissen, wodurch sie verursacht ist. Wie heißt die Krankheit? Was ist verändert und funktioniert nicht?

Die Krankheit existiert, auch unabhängig vom jeweilig Kranken: Andere leiden unter dieser Krankheit oder haben darunter gelitten. Ein Symptom wird ausgelöst, wenn im Organismus dies oder jenes geschieht, das wissen wir aus Erfahrung – auch wenn es aktuell nicht geschieht.

Und dann: Was hat die Krankheit für Auswirkungen? Unter einer Krankheit leidet nicht nur das Individuum, sondern auch seine Umgebung: Leiden erweckt Bedürftigkeit gegenüber anderen, die eigenen Möglichkeiten sind eingeschränkt. Man braucht etwas von anderen und kann anderen aber nichts geben.

Schließlich: Was oder wer ist schuld daran?

Eine gesellschaftliche Kultur hat Einfluss darauf, wie individuelles Leiden empfunden wird, wie das Leiden beschrieben wird, wie der Zusammenhang von Leiden und Ursache angesehen wird und wie mit dem Leiden umgegangen wird. Es gibt interkulturell beträchtliche Unterschiede in der Auffassung von dem, was Kranksein meint, und sehr verschiedene Reaktionen darauf.

club tipping point möchte sich im Projekt ctp 5.0 vor dem Hintergrund von Krankheit als kulturellem Phänomen mit der Frage beschäftigen, ob das Leben in der Stadt hier einen besonderen Einfluss hat. Viele Krankheiten, somatische und psychische, häufen sich offenbar in urbanen Zusammenhängen, Lebenszusammenhänge in Städten erscheinen auf den ersten Blick ungesund zu sein. Wir stellen uns also die Frage: „Macht das Stadtleben krank?“. Wir versuchen, der Frage in verschiedenen Dimensionen nachzuspüren.

club tipping point verfolgt in diesem Projekt noch eine zweite Frage, ausgehend von der schmerzlichen Erfahrung des letzten Jahres, dass theatralische Erarbeitungs- und Darstellungsformen krank machen können wegen zu großer Nähe und damit einer Infektionsgefahr – und man deshalb über berührungsarme Formen nachdenken musste wie „Theater im digitalen Netz“: Führt dies zu einem nachhaltigen Gewinn und einer Ausweitung theatralischer Ausdrucksformen? Oder sind wir einfach froh, dass wir zu Gehabtem, Bekannten – zu einem „weiter so wie zuvor“ – zurückkehren können?

Wir wollen im Projekt ctp 5.0 vor allem digitale Medien nutzen, um dieser Frage nachzugehen.

->ctp 5.1 KOMM MIR NICHT ZU NAH
->ctp 5.2 Wie wir Krankheit und Stadt hören
->ctp 5.3 Wie wir Krankheit und Stadt erleben

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ctp X.2 Mann am Tisch

"Mann am Tisch, Frank Kafka 1905
„Mann am Tisch“, Franz Kafka 1905

© akg-images/Archiv K. Wagenbach

„Es ist nicht notwendig, dass Du aus dem Haus gehst. Bleib bei Deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur. Warte nicht einmal, sei völlig still und allein. Anbieten wird sich Dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor Dir winden.“

Franz Kafka, „Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande“ 
(->Projekt Gutenberg)

ctp X.2 Isolation

©C. M. Gosepath

Isolation, die – Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Isolation · Nominativ Plural: Isolationen; Worttrennung: Iso-la-ti-on; Herkunft: Italienisch, Französisch; Wortbildung mit ›Isolation‹ als Erstglied: Isolationshaft  ·  mit ›Isolation‹ als Letztglied: Feuchtigkeitsisolation

ctp X.2 Ambivalence II

©Eugene Ivanov / CC BY-SA ->wikimedia commons

„Die Errichtung einer individuierten Ich-Identität lebt von Konflikten und Ambiguitäten. …
Vor allem das Bedürfnis, im Leben Irritationen zu vermeiden, beschreibt man in der Psychologie oft als Intoleranz gegenüber Ambiguität, wobei Menschen mit einer solchen Intoleranz alle mehrdeutigen oder unklaren Situationen als bedrohlich bzw. angstauslösend empfinden. Diese Menschen neigen dann dazu, wenig offen für unterschiedliche Perspektiven zu sein und halten im Zweifel lieber am Althergebrachten fest. Die bei diesen Menschen oft damit verbundene Suche nach einfachen, schnellen und eindeutigen Antworten verstärkt jedoch Stereotype und verhindert informiertes Abwägen von Alternativen.“
(Stangl, W. (2020): Stichwort: ‚Ambiguitätstoleranz‘ ->
Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik)

„Und wie bekommt man nun eine Gesellschaft wieder dahin, Widersprüche auszuhalten?
Bessere Kunst- oder Musikerziehung wäre ein Anfang. … Die Künste sind .. in der Lage, den Menschen aus dieser bequemen Zone zu holen und in uneindeutige Situationen zu bringen. Kunstwerke, die diesen Namen verdienen, haben keine eindeutigen Zwecke, sondern wecken diverse Empfindungen und Eindrücke und eröffnen einen Interpretationsspielraum, der aber auch nicht unendlich groß sein darf.“1 „Das sind Bereiche, wo man Ambiguität trainieren könnte. Genau so wie man Leuten Sportunterricht gibt, damit sie gesund bleiben. Dann bewegen sie sich, obwohl sie das eigentlich auch nicht ohne weiteres tun würden.“2
(Thomas Bauer in: 1) ->Der Tagesspiegel vom 15.8.2018, 2) ->Deutschlandfunk Kultur am 15.4.2018)